Samstag, 30. August 2014

Annotation auf dem iPad: nein danke!



Dieser Blog ist keineswegs dafür gedacht, den ICT - Einsatz im Unterricht zu verherrlichen und über lauter gelungene Unterrichtsbeispiele zu berichten. Nein, er soll unbedingt auch Raum für kritische Gedanken bieten. 

Grundsätzlich finde ich die Idee der papierlosen Schule faszinierend! Mit "Papier" meine ich jedoch nicht unbedingt Bücher und Hefte, sondern jene Millionen von Kopien und Arbeitsblätter, die rund um den Erdball täglich von eifrigen Lehrpersonen hergestellt und ausgedruckt werden. Ich müsste also eher von einer "kopienlosen" Schule sprechen, welche ich als durchaus erstrebenswert erachte. Diese Kopien lassen sich gewiss weitgehend vermeiden, was einen beachtlichen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Schule bedeuten könnte. Zur Erinnerung: allein die Herstellung eines Blattes A4 - Papier benötigt soviel Energie, wie der Betrieb eines iPads während mehrerer Stunden! Je älter ein iPad ist, desto eher geht auch die Rechnung mit der darin versteckten grauen Energie auf. Wir haben nur "Secondhand - iPads" im Einsatz und den Strom zu deren Betrieb stellen wir mit einem Windgenerator neben dem Schulhaus selber her...

Tablets eignen sich meiner Erachtens - unter anderem - ideal dafür, um Inhalte als pdf's an Schüler/innen zu distribuieren, zur Lektüre von e-Books und zur Arbeit mit elektronischen Lehrbüchern. Womit ich mich jedoch, auch in der persönlichen Anwendung, noch nicht wirklich anfreunden kann, ist das Annotieren von Arbeitsblättern, Formularen etc. mit Tablets. Eine Vielzahl von Apps würde dies ja grundsätzlich ermöglichen. 

Derzeit arbeiten unsere jüngeren Schüler/innen gerade an Leseverständnis - Aufträgen, deren Ergebnisse sie auf dem iPad festhalten sollen. Einmal geht es ums Bearbeiten von Lückentexten, dann wieder ums Schreiben von Texten in Sprechblasen oder ums Festhalten von Gedanken zum Gelesenen. Die Schüler/innen sind dabei frei in der Wahl des "Werkzeugs". Einige schreiben mit dem Finger oder einem Tablet - Stift auf den Bildschirm, andere tippen die Wörter und Sätze mit der Tastatur ein (nein, wir unterrichten kein Tastaturschreiben...!). Bei einzelnen Aufgaben besteht auch die Option, Ergebnisse als Audiodatei aufzunehmen, was einwandfrei funktioniert.

Wenn ich Schüler/innen beim Annotieren von Hand oder mit einem Stift beobachte, kommt mir immer wieder der selbstkritische Gedanke: absolute Zeitverschwendung! Ja, ich werde den Gedanken nicht ganz los, dass das handschriftliche Schreiben auf einem Tablet eine sehr zeitaufwändige, eher mühsame und irgendwie unnatürliche Angelegenheit sei. Wenn ich dann noch zuschaue, wie lange sich Kinder damit verweilen, eine schöne Farbe für die Schrift auszuwählen, die Stiftbreite einzustellen und Geschriebenes wieder und wieder zu "radieren", dann denke ich, wohl mit dieser Schreibmethode so ziemlich auf dem Holzweg zu sein. 




In unserem Unterricht wird nach wie vor vorwiegend in Hefte geschrieben und nicht auf dem Tablet. Den pädagogischen Wert auch nur kurzer "handschriftlicher" Schreibsequenzen auf dem Tablet wage ich unterdessen anzuzweifeln. Selbst zum blossen Einsetzen von Zahlen auf einem Mathematik - Arbeitsblatt in pdf - Form (z.B. mit Hilfe der App "GoodReader") scheint mir das Gerät - bei all seinen vielen andern Vorzügen - nicht wirklich geeignet. Da wünsche mir zuweilen trotz meiner Affinität zu "green IT" wieder Papier herbei. 

Die Kinder selber scheinen mit dieser Arbeitsweise kaum ein Problem zu haben. Von Zeitverschwendung würden sie gewiss nicht sprechen. Einige würden wohl gar aussagen, sie seien auf diese Weise kreativ tätig. Die jedoch selbst bei Schönschreibe - Profis krakelig und unbeholfen wirkenden Wörter und Sätze auf dem Tablet lassen bei mir Zweifel darüber aufkommen ob dem Wert dieser Schreibarbeiten. Ich denke derzeit: Annotation auf dem iPad: lieber nicht! Das iPad soll im Unterricht meiner Meinung nach nur dort eingesetzt werden, wo es in irgend einer Form einen Mehrwert gegenüber andern "Werkzeugen" zu bieten hat. In diesem Fall wage ich diesen Mehrwert selber zu bezweifeln. Mag ja zwar sein, dass einem Kind, welchem das Schreiben auf Papier schwer fällt, vielleicht grad diese Art von Schreiben Erfolgserlebnisse zu vermitteln vermag. Ich kann jedoch nicht mit einer entsprechenden Erfahrung aufwarten.

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