Willkommen auf dem Blog zum 1:1- computing- Projekt in Guttannen


Seit Sommer 2010 erprobt eine 5./6. Klasse im kleinen Berner Oberländer Bergdorf Guttannen 1:1- computing im Unterricht, es werden hierfür Netbooks und Tablets eingesetzt. Wegen einer Klassenzusammenlegung findet das Projekt seit Sommer 2012 in der Gesamtschule (1.-6. Klasse) statt. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Bern werden Erfahrungen gesammelt, wie sich die kleinen Computer und Tablets im Unterricht und als Hilfsmittel bei der Bearbeitung der Hausaufgaben einsetzen lassen.

Auf diesem Blog werden regelmässig aktuelle Informationen zu Unterrichtsszenarien sowie technischen Inhalten festgehalten. Weitere Detailinformationen zum Projekt finden sich bei den ältesten Posts vom Sommer 2010.

Sonntag, 26. Mai 2013

Papierlose Schule? Eine Auslegeordnung...


Papierlose (bzw. kopienfreie) Schule dank Tablets!? 


 „Schulhefte und Bücher ade“ titeln Medienberichte derzeit, wenn über Deutschlands erste „ papierlose Schule“ berichtet wird. In Südkorea sollen binnen dreier Jahre gar im ganzen Land Bücher und Hefte aus den Klassenzimmern verbannt sein. 

Nun, soweit möchte ich im Moment eigentlich nicht gehen, auch wenn sich die Schule meiner Meinung nach in den nächsten Jahren weitgehend von Büchern verabschieden wird. Hefte und Schreibpapier schätze ich im Unterricht jedoch nach wie vor und denke, dass das Schreiben von Hand und auf Papier ebenso eine erhaltenswerte Kulturtechnik darstellt wie das gelegentliche Arbeiten mit gedruckten Medien. Trotzdem denke ich laut darüber nach, wo Tablets in vielen Bereichen Papier überflüssig machen können. Selbst an unserer kleinen Mehrklassenschule (1.-6. Klasse in einem Zimmer, total 20 SchülerInnen) fallen jedes Jahr zig tausend Kopien an. Es macht meines Erachtens Sinn, Schulbücher bald schon durch ebooks zu ersetzen und die Kopienzahl an Schulen massiv zu redizieren, was neben ökonomischen auch durchwegs ökologische Vorteile hätte. Es sind denn auch vor allem Gedanken ökonomischer und ökologischer Sichtweisen,  die mich zu einigen mathematischen Vergleichen bewogen haben:

Allein mit den Leasingkosten unseres Multifunktions- Kopiergerätes könnte ich jeden Monat ein (Occasions-)  iPad anschaffen, also binnen weniger als eineinhalb Jahren jedem Kind der Klasse eines zur Verfügung stellen. 

Klammerbemerkung: Derzeit sind es in unserer Klasse 8 Tablets sowie 14 Netbooks für 20 Kinder im Einsatz  Daher spreche ich noch immer von einem 1:1- computing. Alle Geräte dürfen nach wie vor auch zum Arbeiten nach Hause genommen werden. 

iPad: 4Wh / A4-Blatt Kopierpapier: 50Wh


Zurück zur Mathematik:

Ein iPad verbraucht pro Betriebsstunde  rund 4Wh Strom. 

Die Herstellung eines einziges Blattes A4- Frischfaser- Kopierpapier verbraucht über 50Wh Energie. Dieses Blatt ist bis dahin noch unbedruckt, kommt also noch der Energieverbrauch des Kopiervorganges und der Herstellung des Toners dazu…

Wird an unserer Schule nur eine einziges Blatt Kopierpapier weniger verwendet,  kann mit der somit eingesparten Energie-  rein rechnerisch -  ein iPad mehr denn voll geladen und anschliessend über 10 Stunden betrieben werden.

 

Man mag dieser Rechenspielerei entgegen halten, dass die Herstellung eines
iPads Unmengen von grauer Energie verschlungen hatte. Da habe ich in der Tat kein Gegenargument zu liefern. 

Wird jedoch ein iPad über mehrere Jahre hinweg benutzt, kann es durchwegs zu einem Gerät werden, welches einen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit unseren Resourcen im Sinne von „green IT“ leistet. Im Bereich des Lesens mit dem iPad im Vergleich zur Lektüre von Texten auf Papier, wurde dieser Sachverhalt beispielsweise in diesem Artikel diskutiert. 


Das erste fair produzierte Mobiltelefon

 

 













Von einer resourcenschonenden Technologie kann allerdings erst die Rede sein, wenn dereinst auch die in Tablets verbauten Metalle etc. nachhaltig gewonnen werden und die Menschen in den Produktionsbetrieben unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten können. Hier besteht derzeit noch akuter Notstand. Hoffen lässt das in Holland entwickelte erste „fair“ produzierte Mobiltelefon, welches im Herbst auf den Markt kommen sollte (www.fairphone.com). Hoffentlich vermag  dieses Gerät eine Signalwirkung zu haben und die Philosophie der Erfinder auch andere Produzenten zu überzeugen.

Digitale Kommunikation mit Eltern: zu früh!

 

Seit ich die Möglichkeit wahrnehme, Texte und Informationen aller Art statt zu kopieren direkt als pdf bereitzustellen oder einzuscannen und den SchülerInnen als pdf auf dem iPad zur Verfügung zu stellen, ist die Kopienzahl unseres Schulkopierers merklich gesunken. 

Würden nun noch alle Eltern mitmachen, könnte auch viel für die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus verwendetes Papier eingespart werden. Ein entsprechender Versuch, während dessen wir Elternbriefe via einen Blog veröffentlichten und die Eltern jeweils per SMS oder e-mail über einen Neueintrag informierten, mussten wir vor über zwei Jahren auf Wunsch einzelner Eltern stoppen.  Nicht alle Eltern riefen regelmässig ihre mails oder Kurznachrichten ab. Die Zeit scheint – bei uns - noch nicht für diese digitale Kommunikation reif zu sein schien, schade! 

Wir sind etwas zähneknirschend zur Papierversion zurückgekehrt und beschäftigen uns seither wieder mit unterwegs verlorenen Zetteln und nie zu Hause abgegebenen Infos (klar, den Kindern Verantwortung zu übertragen, ist auch ein wichtiges Ziel...) . Während des Versuchs mit der elektronischen Version der Elternbriefe bestätigten die Eltern mit der Empfangsbestätigung der e-mail jeweils, den Inhalt auch wirklich zu lesen.

Pdf statt Papier: kein Problem für SchülerInnen

 

Die SchülerInnen reagieren unserer Erfahrung nach sehr offen und gelassen auf den Wechsel von der Papierwelt in die digitale Informationsdarbietung. Ob sie einen Text auf Papier oder auf dem Tablet lesen, spielt für sie keine Rolle. Oftmals können wir die pdf- Infos erst noch farbiger gestalten oder stellen für eine Unterrichtseinheit auch mal verschiedene Audio- , Video- und Textdateien zusammen mit interaktiven Aufträgen (z.B. learning Apps) in einem selbst gestalteten e-book zur Verfügung. Bald werden wir uns hoffentlich die zeitintensive Arbeit des Zusammenstellens solcher Bücher sparen können. Viele Schulverlage haben die Zeichen der Zeit erkannt und arbeiten intensiv an elektronischen Büchern, die mehr sind als nur pdf- Versionen ihrer bisherigen Printausgaben. Man kann gespannt sein. 

„Weg mit den Kopiergeräten, her mit den Tablets“…

 

… so oder ähnlich könnte der plakative Leitspruch einer zukünftigen kleinen Revolution in den Schulhäusern lauten. Ich weiss nicht, ob ich meinen Kopf als Anführer einer solchen Revolution hinhalten würde. Ich bin jedoch gerne bereit, mich für mehr Nachhaltigkeit und Resourcen schonendes Handeln in Schulen einzusetzen. Den Gedanken vom Abschied aus der (Kopier-) Papierwelt finde ich nicht verwerflich, schon eher zukunftsträchtig. Leider fehlen in der Schweiz meines Wissens entsprechende Schulversuche (Ausnahme: http://moodle.scheibi.ch/, da läuft noch eine Anfrage über gemachte Erfahrungen). Ob hier eine kleine Schule im Berner Oberland mit einem Versuch vorpreschen soll? Nun, mich dünkt, wir hätten in der letzten Jahren schon einige Pilotprojekte durchgeführt  und ich würde gerne andere MitspielerInnen auf die Bühne einladen!