Willkommen auf dem Blog zum 1:1- computing- Projekt in Guttannen


Seit Sommer 2010 erprobt eine 5./6. Klasse im kleinen Berner Oberländer Bergdorf Guttannen 1:1- computing im Unterricht, es werden hierfür Netbooks und Tablets eingesetzt. Wegen einer Klassenzusammenlegung findet das Projekt seit Sommer 2012 in der Gesamtschule (1.-6. Klasse) statt. In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Bern werden Erfahrungen gesammelt, wie sich die kleinen Computer und Tablets im Unterricht und als Hilfsmittel bei der Bearbeitung der Hausaufgaben einsetzen lassen.

Auf diesem Blog werden regelmässig aktuelle Informationen zu Unterrichtsszenarien sowie technischen Inhalten festgehalten. Weitere Detailinformationen zum Projekt finden sich bei den ältesten Posts vom Sommer 2010.

Sonntag, 17. April 2011

Medienkompetenz?

Wie stark divergiert eigentlich die Medienkompetenz von Kindern, die im Unterricht fast täglich den Computer einsetzen und dabei auch das Internet regelmässig als Informationsquelle nutzen im Vergleich zu jener von SchülerInnen, die im Unterricht kaum je mit Computern arbeiten? Dies wäre eine spannende Frage für eine Untersuchung! Da ich jedoch eher der Praktiker denn der Wissenschaftler bin, übergebe ich diese Aufgabe lieber den Fachleuten.

Haben sich heutzutage nicht ohnehin alle Kinder im Alter von 11/12 Jahren zu Hause so viel Medienkompetenz angeeignet, dass es in der Schule nichts Neues mehr zu lernen gibt? Ohne die Möglichkeiten der Schule zu stark zu bewerten, denke ich, dass zu Hause zwar sehr viele Kinder mit den neuen Medien in Kontakt kommen, sie oftmals jedoch ziemlich unbedarft nutzen und sich auch vieler Gefahren nicht bewusst sind. Hier den Eltern einen Vorwurf zu machen, wäre falsch, denn wer vor 1977 geboren ist, kann gar kein digital native sein, ist also nicht schon einfach mit Computern und dem Internet gross geworden, sondern hat als digital immigrant oftmals einigen Wissensrückstand. 

In den gigantischen Möglichkeiten und auch Gefahren des Internets einen Überblick zu bewahren, ist auch für engagierte Erwachsene eine Knacknuss. Oftmals sind Kinder sehr viel schneller über neue Trends, Programme etc. informiert als wir Erwachsenen. Hier sehe ich eine wichtige Aufgabe der Schule. 

Im Unterricht lernen die Kinder oftmals erstmalig den Computer und das Internet als Werkzeug kennen, bisher waren das Gerät und die Möglichkeiten des Internets für sie nichts anderes als eine riesengrosse Spielwiese, auf die sich oftmals auch kein Erwachsener verirren würde und wo sie ganz ungestört Erfahrungen der verschiedensten Art machen konnten. Oftmals ist die Schule der erste Ort, wo Grenzen und Gefahren, z.B. von social networks, thematisiert werden. 

Wenn sich einzelne unserer SchülerInnen auf Facebook einfach mal ein paar Jahre älter machen, ein Konto eröffnen, obwohl sie dazu noch zu jung wären und freizügig Privates Preis geben, dann ist dies eine gute Diskussionsgrundlage im Unterricht zur Medienpädagogik. 

Spätestens seit sich das Boulevardblatt "Blick" nach einem tödlichen Autounfall lokaler Jugendlicher im Facebook ihrer Fotos ermächtigte und diese ohne Einwilligung der Eltern auf die Titelseite der Zeitung druckte, wurden sich unserer SchülerInnen bewusst, wie öffentlich Persönliches im Internet schnell mal werden kann. Die Arbeit zur Erhöhung der Medienkompetenz ist ein Dauerthema und es geht nicht darum, den Mahnfinger zu erheben, sondern Kindern aufzuzeigen, wie sie sich sicher im Internet bewegen können und dass sie dabei auch nicht ständig Angst zu haben brauchen. Wichtig ist allerdings,  sich an einige grundlegende Regeln halten. Sie zu vermitteln, ist immer wieder Thema im Unterricht. Uns Lehrkräften wird hierfür eine Vielzahl von Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt, das Angebot ist fast übergross. Im Moment arbeiten wir im Unterricht gerade mit einem der jüngsten Produkte in diesem Bereich: der NETLA - Seite des Bundes.

http://www.netla.ch/de

Nachfolgend finden sich ein paar in den letzen Monaten im Unterricht eingesetzte Präventions-Kurzfilme. Sie wurden stets durch ein Gespräch oder eine Diskussion in der Klasse ergänzt, geht es ja nicht darum, den Kindern Angst zu machen, sondern sie zu verantwortungsbewussten NutzerInnen des Internets zu machen:










Sie gehören längst einfach dazu...

 Von der Alltäglichkeit des Netbook- Einsatzes

Sie dauern kein Jahr, ja vielleicht kaum ein halbes: die Faszination des Neuen, die begeisterte Entdeckerfreude des Starts und der Enthusiasmus, etwas Besonderes auszuprobieren. Dies ist gut so, und absolut normal. Längst gehören die Netbooks in der 5./6. Klasse der Schule Guttannen zum Unterrichtsmaterial wie Bleistift und Radiergummi und haben ebensowenig Sensationswert wie ein Massstab oder Tintenkiller. Längst sind die kleinen Rechner zum Alltagswerkzeug geworden, ohne etwas Besonderes darstellen zu wollen. "Brauchen wir für diesen Auftrag wirklich extra das Netbook aufzustarten?", ist da und dort im Unterricht zu vernehmen. Solche vorerst mit Erstaunen entgegengenommenen Fragen lassen mich als Lehrer längst nicht mehr verdutzt in die Runde schauen, sondern darüber nachdenken, wie die Geräte noch gezielter dort eingesetzt werden, wo nicht andere Medien sinnvoller oder schneller zum gewünschten Ziel führen. Nie war es der Gedanke des Projektes, die Netbooks auf Teufel komm raus, möglichst häufig einzusetzen, und die Kinder helfen einem automatisch, diese Projektidee auch wirklich umzusetzen und nicht übers Ziel hinauszuschiessen.

Filme zu schneiden, einen Podcast herzustellen, Vokabeln, Mathematik, deutsche Rechtschreibung und Schweizer Dialekte auf dem Netbook zu üben, schnell mal in Wikipedia oder mit der Suchmaschine Ecosia etwas nachzuschauen oder mittels einen Youtube- Filmchens die französischen Zahlen zu festigen, dies alles ist zum Alltag, für viele schon zur Routine geworden. Im Wahlfach "Informatik", welches von über 80% der SchülerInnen der Klasse besucht wird, halten mich einzelne SchülerInnen bereits ziemlich auf Trab, weil sie ihre Fertigkeiten im Bereich der Anwendungen auf den Geräten stetig erweitern möchten und ich mich beeilen muss, genügend "Futter" zur Verfügung zu stellen. Etwas Abwechslung bringt hier das neu im Einsatz stehende OLPC - Notebook. Es bietet einige Herausforderungen auch an ganz helle Köpfchen. Leider fehlte mir bisher die Musse, mich selber eingehend mit dem Gerät zu befassen und als Lehrer einen Wissensvorsprung von minus 1 zu haben, ist  nicht gerade ideal. Sehr gerne lasse ich mich aber in diesem und vielen anderen Bereichen der Informatik von den Kindern Neues zeigen und erklären, ganz nach dem Motto: